Samuel Fitwi trotz Bronze bei DM über 10.000 m enttäuscht

Samuel Fitwi (hier beim HM in Dresden) Copyright: www.Wilhelmi-Fotograf.de
Samuel Fitwi (hier beim HM in Dresden) Copyright: www.Wilhelmi-Fotograf.de

Nun ist eine Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 m ja wirklich etwas wert. Aber die Zielsetzung von Samuel Fitwi wie auch Trainer Yannik Duppich war eine andere, insbesondere was die Zeit anging. Denn 29.02.30 min sind gut eine Minute langsamer, als der 25 jährige von der LG Vulkaneifel Anfang März in Berlin über 10 km auf der Straße selbst einen Maßstab setzte. Das waren genau 28.00 Minuten. Und die äußeren Bedingungen im TSV Schott-Stadion in unserer Landeshauptstadt waren keineswegs schlecht.

Nun geht es insbesondere für Trainer Yannik Duppich an die Ursachenforschung. Denn in einer „blutleeren“ Vorstellung konnte Samuel sein Leistungsvermögen nicht annähernd abrufen. Als das Rennen in die entscheidende Phase ging, waren seine Körner schon aufgebraucht. Für mich als langjährigen Lauftrainer gibt es nicht allzuviel zu rätseln. Samuel Fitwi, zur Zeit als Laufprofi unterwegs, weilte mehrere Wochen im kenianischen Hochland. Aus dem zweiten Trainingslager dort zurück war er erst am Mittwoch, also gerade mal vier Tage vor den 10000 m - DM in Mainz. Wahrscheinlich  war die Umstellung von der Höhe auf 2400 m ins Flachland  noch nicht vollständig gelungen und möglicherweise steckten auch  die Reisestrapazen noch im Körper. Der Mensch ist eben keine Maschine. Ich erinnere mich da an vergleichbare Fälle aus längst vergangenen Zeiten.

Guido Streit absolvierte sein erstes Höhentrainingslager Mitte der Neunziger in den USA, in Arizona. Es schloss sich für ihn ein ganz enttäuschender Saisonverlauf an. Ähnlich erging es 10 Jahre später Michael May (hervorgegangen aus der LGV, damals aber schon für die LG Bayer Leverkusen startend). Dieter Baumann, der 5000 m - Olympiasieger von 1996 weilte auch im Höhentrainingslager und die jungen Leute machten den Fehler, seine Trainingsinhalte zu kopieren. Das Ergebnis:  Niemand aus dieser Truppe hatte eine erfolgreiche Saison. Es ist also schon eine Gratwanderung, so ein Höhentrainingslager, und es gehört viel Erfahrung dazu, daraus eine erfolgreiche Saison zu entwickeln.   

Zurück zu Samuel: Trotz der verpassten Chance auf einen Deutschen Meistertitel, den der Wattenscheider Nils Vogt mit 28.11.31 min vor dem Regensburger Simon Boch gewann, ist dem Mainzer Lauf auch etwas Gutes abzugewinnen. Als Dritter qualifizierte Samuel sich für den 10 000-Meter Europacup Anfang Juni in Birmingham. Die Qualifikationsnorm lag bei 29.15.00 min. In London in knapp vier Wochen werden die Karten neu gemischt. Vielleicht gelingt Samuel dort der erhoffte Durchbruch über die 25 Bahnrunden. Wir drücken die Daumen.

 

 

Heinz Reifferscheid