Sindelfinger Schlammcross DM - Samuel schwebt über den Matsch und enteilt der Konkurrenz

Von den schönen Parkwegen im Bereich des großzügigen wie weitläufigen Sindelfinger Stadtbades dürfte nicht mehr viel übriggeblieben sein, als am Samstag (07.03.20) die Heerschar von rund 1000 Crossläufern wieder abgezogen war. Auf die Garten- und Landschaftsbauer wartet eine Menge Arbeit, denn die Spuren dieses nationalen sportlichen Großereignisses werden nicht so rasch verschwinden.

 

Aber auch sportlich wird diese Cross-DM lange in Erinnerung bleiben. Galt es doch für alle Akteure, den schwierigen äußeren Bedingungen zu trotzen. Wenigstens waren dem Dauerregen der Tage zuvor Sonnenschein mit nur wenigen Wolken gefolgt. Gut für die vielen Zuschauer am Streckenrand, am Schlammbad änderte das aber nichts mehr.

 

Auftakt: LGV-Senioren gewinnen Silber

Gleich morgens um Zehn mussten die LGV-Senioren ran. Hatte das Team im vergangenen Jahr die Goldmedaille geholt, reichte es dieses Mal „nur“ zu Silber. Aber es war keine hauchdünne Entscheidung für das LAZ Obernburg-Miltenberg, sondern das Team aus BW hatte einen Vorsprung von gut zwei Minuten. Dank eigener Stärke, aber auch wegen eines geschwächten LGV-Teams. Willi Jöxen litt immer noch unter den Spätfolgen einer Borreliose und Viktor Lieder war froh, nach einer Unfallverletzung überhaupt an den Start gehen zu können. Nur Richard Luxen war von Problemen verschont geblieben. Die LGV‘ler kamen auf die Ränge 14, 15 und 16 und man freute sich schließlich „Silber“ gewonnen zu haben und trauerte verlorenem „Gold“ nicht lange nach.

 

Samuel wie auf Schienen

Kurz nach 16.00 Uhr war es soweit. Die Langstreckler wurden auf die Strecke geschickt, die dank der vielen vorausgegangen Läufe mittlerweile einer Schlamm-wüste glich. Vorsicht beim Anfangstempo war also angesichts der 9 Runden von je 1,1 km angesagt. Aber nur zwei Runden hielt Samuel Fitwi das verhaltene Tempo in der Spitzengruppe aus. Schließlich hatte Mitfavorit Simon Boch das Mittelstrecken in den Beinen und schon deshalb überhaupt kein Interesse an einem schnellen Rennen. Mit der Tempoverschärfung war die Spitzengruppe rasch gesprengt. Bald folgte niemand mehr und Samuel hatte am Ende viele seiner Konkurrenten sogar überrundet. Es war eine eindrucksvolle Vorstellung des 24 jährigen LGV-Läufers. Auch Simon Boch, derzeit Vorzeigeläufer der erfolgreichen Regensburger Langstreckenläufer konstatierte „Samuel lief heute in einer eigenen Liga“.

Nicht vergessen werden soll der 37. Platz im Langstreckenrennen von Nicolas Krämer, der sich im Triathlonsport mehr zu Hause fühlt, sich aber mutig der Konkurrenz stellte.

 

Statt Siegesfeier Dopingkontrolle und Krankenhaus

Der sportlich so erfolgreiche Tag endete schmerzlich für Samuel. Zunächst musste er zur Dopingkontrolle. Nun ist es so, dass es nach einem so kraftraubenden Rennen meist lange dauert, ehe die geforderte Urinmenge im Gefäß ist. Aber das war noch nicht alles. Im Rennen hatten gleich zwei seiner der Konkurrenten Samuel unliebsam kontaktiert. Ein zerfetzter Schuh war das kleinste Übel. Die Wunde am Fuß musste genäht werden, genau wie die im Kniebereich, ein weiteres schmerzliches Andenken an die Spikes der Gegnerschaft. Einen Vorwurf machte Samuel aber Niemanden, das könne in so einem Rennen schließlich passieren.

Nun herrschte in der Notfallbereitschaft im Sindelfinger Krankenhaus ausgerechnet an diesem Abend Hochbetrieb. Fast zwei Stunden dauerte es, bis Samuel an der Reihe war. Wir anderen überbrückten die Zeit wenigstens zu unsrem Vorteil und stärkten uns in einer Pizzeria. Für Samuel wurde schließlich für die Heimfahrt eine Portion eingepackt.

 

Jakob Gieße nicht nur auf der Mittelstrecke gefordert

Während des ganzen Geschehens hatte Jakob Gieße, immerhin Rheinland-Pfalz-Vizemeister auf der Crosslauf-Mittelstrecke eine Woche zuvor in Laubach, auf dem Beifahrersitz als Reiseführer verdient gemacht. Mit Smartphone und Navi war er für Klaus Duppich als Kleinbusfahrer an diesem ereignisreichen Tag ein überaus wichtiger Helfer. Seine Aufgabe meisterte der 25 jährige mit Bravour. Schlechter erging es ihm zuvor im Mittelstreckenrennen. Als 800 m–Spezialist stand er auf 4,4 km Schlammkurs auf verlorenem Posten, schaffte es aber immerhin noch auf Rang 54 und damit in die erste Hälfte des großen Teilnehmerfeldes.

Fast zwei Uhr in der Früh war es, als die letzten LGV‘ler ihr Zuhause erreicht hatten. Samuel ist guten Mutes, die Folgen der Verletzung bald überwunden zu haben und nach 3-4 Tagen Pause  die Laufschuhe wieder für das Training schnüren zu können.  Bald wartet ein neues Erlebnis oder auch Herausforderung auf den 24 jährigen. Er wird zum Training mit internationalen Größen zu seinem ersten Höhentrainingslager in die USA fliegen, nach Flagstaff in Arizona auf rund 2100 m. Am 08. May wird er beim Payton Jordan Invite in Stanford versuchen die Qualifikationsleistung für die EM in Paris auch über 10.000 m zu schaffen. Über die Halbmarathondistanz hat er eine „Quali“ bereits in der Tasche. Aber im Idealfall würde er die 25 Bahnrunden oder die 5000 m im Stadion vorziehen.

 

Ergebnisse: https://www.leichtathletik.de/ergebnisse/wettkampf-resultate/wettkampf-resultat/detail/DM-Cross-20L00000002005102

 

Bericht von Heinz Reifferscheid

 

Fotos von Jakob Gieße und Heinz Reifferscheid